Erfahren Sie alles über die Anlage von Feldrainen und Säumen
Sind Sie sicher ob der Standort geeignet ist?
Das Profitool erkennt Flächen und kann die optimale Nutzung bestimmen. PROFITOOL
Feldrandschild
Mit dem Feldrandschild teilen Sie der Umgebung mit, welche biodiversitätsfördernden Maßnahmen Sie umgesetzt haben.
Benötigen Sie Hilfe?
Dann kontaktieren Sie uns bitte unter Telefon 039209 / 202076 oder per E-Mail unter info@stiftung-kulturlandschaft-sachsen-anhalt.de.
Voraussetzungen
Saatgutkosten:
variabel, ca. 2.000-3.000€/ha zzgl. zur Bodenbearbeitung,
Die Kosten für Ansaatmischungen können in Abhängigkeit von der Artenzusammensetzung stark variieren, wobei die Artenauswahl nach den ingenieurbiologischen Erfordernissen und dem naturschutzfachlichen Anspruch erfolgt.
Voraussetzungen:
Grubber, Egge, Walze, Fräse, Drillmaschine, Pflug, Mäher, Schlegler oder Häcksler
Umsetzungszeitraum:
• Mitte August bis Ende September • (alternativ Anfang März bis Anfang April, aber Gefahr starker Entwicklungsverzögerung und schlechter Etablierung bei Frühjahrs- und Sommertrockenheit)
Umsetzung
Schritt-für-Schritt Anleitung:
Standortwahl
Geeignet sind Standorte:
- in der freien Feldflur
- entlang landwirtschaftlicher Wege
- zwischen Grünland- und Ackerflächen
- an süd- bis westexponierten Standorten vor Gehölzstrukturen (Hecken, Waldrändern)
Mindestbreite:
- möglichst 3 m, besser 4m, je breiter, umso wirksamer die Maßnahme
Anlagetermin
- Mitte August bis September
- alternativ Anfang März bis Anfang April, aber Gefahr starker Entwicklungsverzögerung und schlechter Etablierung bei Frühjahrs- und Sommertrockenheit
Saatgutauswahl
- Alternativen
- Übertragung von samen- und artenreichem Mahdgut, Wiesendrusch oder
- Übertragung von ausgebürstetem Material (e-beetle) bei Vorhandensein geeigneter Spenderflächen; mehr Informationen dazu unter dem Informationssystem Naturnahe Begrünungsmaßnahmen
Sachsen-Anhalt liegt in den Ursprungsgebieten „4 – Ostdeutsches Tiefland“ und „5 – Mitteldeutsches Tief- und Hügelland“. Das verwendete Saatgut sollte aus diesen Regionen stammen.
Saatgutbestellung
- Bestellung frühestmöglich aufgeben (lange Lieferzeiten möglich)
- Ansaatmenge 20 kg / ha
- Aufmischung mit Füllstoff (Sojaschrot oder gequetschter Mais) auf ca. 100 kg / ha (Gesamtaufwandmenge, kann fertig aufgemischt bei den Firmen bestellt werden), um Entmischung zu vermeiden, für eine gleichmäßige Ausbringung
- Saatgutkosten ca. 3.000 € / ha (netto)
Bezugsquellen für zertifiziertes regionales Wildpflanzensaatgut:
VWW-Regiosaatgut über Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V.
RegioZert über Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V.
Saatbettvorbereitung
Eine gründliche Bodenbearbeitung (Stoppelbearbeitung, Fräsen, Grubbern) zur Herstellung eines feinkrümelige Saatbetts für Feinsämerei (wie Ackerfutteransaat oder Grünland) ist vorbereitend durchzuführen.
Aussaat
Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Ansaat:
- Saatgut FLACH ausbringen (Lichtkeimer)
- NICHT eindrillen sondern nur „aufrieseln“ , d. h. die hellen Stücke des Füllstoffes müssen oben aufliegend zu sehen sein
- Striegel + Säschare hoch!
Das Saatgut darf NICHT in den Boden eingearbeitet werden, wie andere Kulturen. Eine sehr flache Ausbringung auf der Bodenoberfläche ist aufgrund der vielen Lichtkeimer nötig.
Anwalzen
Das anschließende Anwalzen ist wichtig für einen guten Bodenschluss der Lichtkeimer.
Geduld! Geduld! Geduld!
- Die Keimung von Wildpflanzen ist uneinheitlich und z. T. stark verzögert.
- Viele Wildpflanzen wachsen in den ersten Monaten langsamer als Kulturarten und sehen anfänglich aus wie ungewünschtes Beikraut.
Geben Sie den Wildpflanzen Zeit zur Entwicklung und kommen am besten erst im Frühjahr wieder bzw. 3 – 4 Monate nach Aussaat! Bis dahin Geduld, Geduld, Geduld!
Hintergrundinformation
Wildpflanzenansaaten entwickeln sich anders als landwirtschaftliche Kulturen. Bei einigen Arten muss durch Kälte oder längere Feuchtigkeit der Keimschutz gebrochen werden. Es keimen nie alle Samen auf einmal, was der Risikostreuung dient und Totalausfälle, z. B. durch Trockenheit kurz nach der Keimung, verhindert. Viele Wildpflanzen wachsen in den ersten Monaten langsamer als Kulturarten. Bitte haben Sie deshalb nach der Aussaat etwas Geduld.
Pflege
Schritt-für-Schritt Anleitung:
Entwicklungspflege im 1. und 2. Jahr nach der Aussaat
Allgemein gilt
- so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig
- eine Pflege (2-3 Schröpfschnitte je nach Standort) ist sehr zu empfehlen
Wann?
- bei starkem Unkrautdruck (z. B. dichte Bestände von Besenrauke, Melde, Trespen)
- 2-3 Schröpfschnitte im Mai/Juni und Juli/August abhängig von Standort, Klima und Witterung
- wenn die Bestände ca. kniehoch sind
- bei Herbstsaaten ggf. noch im Anlagejahr
Wie?
- Schnitthöhe mind. 10-15 cm (zum Schutz der angesäten Jungpflanzen)
- zusätzlich gezieltes Ausmähen von Teilbereichen (z. B. Acker-Kratzdistel, Klette)
- bei trockener Witterung/geringer Biomasse kann das Mahdgut als Verdunstungsschutz auf der Fläche verbleiben; ansonsten Abräumen der Biomasse
Brut- und Setzzeit
Während der Brut- und Setzzeit vom 01.04.-30.06. sollte nach Möglichkeit kein Pflegeschnitt erfolgen, außer z.B. das starke Aufkommen von Problemarten erfordert einen Schnitt.
Erhaltungspflege ab dem 2. Standjahr
Abschnittsweise Mahd zum Erhalt von Rückzugsräumen
- optimal: hälftige Mahd mit 8-10 Wochen Abstand (z. B. erst die linke dann die rechte Wegseite)
- Nährstoffreiche, produktive Flächen mit Niederschlägen um 500 mm:
- eine Hälfte/Wegseite früh (zwischen Mitte Mai und Mitte Juni), die zweite Hälfte 8-10 Wochen später mähen
- Nährstoffärmere Flächen können noch im Hoch- oder Spätsommer gemäht werden
- Unter sehr nährstoffarmen Bedingungen kann ein jährlich wechselnder Teil der Fläche abhängig von der Biomasseentwicklung ungemäht bleiben
Wichtig: Schnittgut immer abräumen!
Ökologische Wirkung
Blütenreiche Feldraine und Säume sind typische Elemente alter mitteleuropäischer Kulturlandschaften, die zahlreichen Pflanzen- und Tierarten als Lebensraum und Nahrungsquelle dienen. Diese linearen, überwiegend gehölzfreien Strukturen liegen meist zwischen oder entlang landwirtschaftlich genutzter Flächen und sind wichtige Verbindungselemente zwischen verschiedenen Lebensräumen und tragen zum Erosionsschutz bei.
Durch die heutige fehlende oder ungeeignete Bewirtschaftung (i.d.R. zu tiefes, häufiges und spätes Mulchen) existieren vor allem in intensiv genutzten Agrarregionen oft nur noch artenarme Fragmente, die von konkurrenzstarken Gräsern dominiert werden. Ziel ist neben der Verbreiterung bestehender Säume und Feldraine auch die Erhöhung der Kräuteranteile mit wertgebenden Saumarten sowie die Reduktion des Gräseranteils an der Gesamtdeckung, wodurch das Angebot an Nahrungs-, Brut-, Wanderungs- und Rückzugsflächen für Wildtiere erhöht und das Landschaftsbild aufgewertet wird. Bei der Aufwertung und Neuanlage von artenreichen Feldrainen ist es besonders wichtig, regional produziertes und zertifiziertes Wildpflanzensaatgut zu verwenden oder auf noch bestehende Spenderflächen zurückzugreifen, da dadurch früher in der Region häufige Arten die Möglichkeit haben, sich wieder in der Landschaft zu etablieren. Ausreichend breite Feldraine (von mind. 10 m Breite) können von lokalen Schäfereien als Trift-/Triebwege genutzt werden.
Praxisleitfaden zur Etablierung und Aufwertung von Säumen und Feldrainen (Kirmer et al. 2019)
Maßnahmenblatt Säume und Feldraine
Vortrag zur Anlage und Pflege von artenreichen Feldrainen und Erosionsschutzstreifen (Grewe 2021)
Informationen zu weiteren Begrünungsmethoden wie Mahdgutübertragung sind im Informationssystem Naturnahe Begrünungsmaßnahmen zu finden
Video: Wiederherstellung und Pflege artenreicher Feldraine (Hochschule Anhalt 2021)